Bargeld horten?

Bargeld horten?

Eine Liquiditätsumlage ist eine Abgabe, bei der regelmäßig und gleichzeitig von allen Giro- und Tagesgeldkonten im Währungsraum ein kleiner Teil abgebucht wird. Die so generierten Einnahmen werden gleichmäßig unter allen Einwohnern des Währungsraums, als Grundeinkommen, zurück verteilt. Damit das funktioniert, muss sichergestellt werden, dass man die Liquiditätsumlage nicht vermeiden kann, indem man sein Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten in Bargeld umwandelt.

Wörgl

Die Idee, das Horten von Bargeld zu verhindern, um so einen marktgerechten Zins zu erreichen, stammt von dem Finanztheoretiker Silvio Gesell (1862 – 1930). Die bekannteste Umsetzung seiner Ideen fand in der Stadt Wörgl in Tirol statt. Dort mussten die Scheine einer Parallelwährung regelmäßig mit einer Art „Briefmarke“ beklebt werden, damit sie ihren Wert behielten. Um den Kauf der „Briefmarken“ zu vermeiden, versuchten die Leute ihr „Geld“ möglichst schnell auszugeben. So wurden z.B. vorzeitig Steuern bezahlt, oder das Geld zinslos verliehen.

Das Horten von Bargeld ließe sich aber heutzutage mit modernen Methoden verhindern. Es wurde z.B. vorgeschlagen, Geldscheine mit einem Bar- oder QR-Code auszustatten. Diese werden bei jedem Bezahlvorgang gescannt und eine Umlaufgebühr wird automatisch abgezogen.

Münzveruf

Es wäre auch ein einfachere Lösung möglich. Diese orientiert sich an den Münzverrufungen, welche im Mittelalter üblich waren, um auf diesem Weg Steuern einzuziehen. Wenn die Anzahl der Ausgaben von Geldscheinen einer bestimmten Stücklung einen bestimmten Wert überschreitet, kann die Zentralbank diese Scheine „verrufen“. Entweder alle Scheine, oder nur solche mit einem bestimmten Merkmal. Zum Beispiel 50 € Scheine mit der Endnummer 3. Diese auszusortieren ist mit geringem Aufwand verbunden, wenn man 1000 € in 50 € Scheinen hält. Anders sieht es aus, wenn man 1.000.000 € in 50 € Scheinen hält. Die Kosten der Umtauschaktion werden den Tauschenden in Rechnung gestellt, inklusive einer pauschalierten Liquiditätsumlage?

Giralgeld

Am einfachsten wäre es aber, wenn man Giralgeld zum alleinigen gesetzlichen Zahlungsmittel macht. Das bisherige Bargeld kann weiter bestehen bleiben, aber es hätte einen freien Wechselkurs zum Giralgeld, wie andere Fremdwährungen auch.

Alle öffentlichen Steuern und Abgaben müssten mit dem gesetzlichen Giralgeld bezahlt werden. Auch das mit der Liquiditätsumlage finanzierte Grundeinkommen würde in Giralgeld ausbezahlt. Diese Variante wäre sehr gut mit digitalen Zahlungsmitteln der Zentralbanken kombinierbar. Etwa dem brasilianischen PIX oder dem geplanten digitalen Euro.

Man kann davon ausgehen, dass auch ohne den gesetzlichen Annahmezwang alle Unternehmen das umlaufgesicherte Zahlungsmittel akzeptieren werden. Nicht nur, weil sie das Geld ohnehin brauchen, um Steuern und öffentliche Gebühren zu zahlen, sondern auch, weil sie sich sonst von der enormen Kaufkraft ausschließen, die sich mit dem Grundeinkommen ergibt.

Das umlaufgesicherte Zahlungsmittel dient dann vor allem dem Tausch. Die Wertaufbewahrungsfunktion ist eingeschränkt. Zur Wertaufbewahrung kann man das umlaufgesicherte Zahlungsmittel nach Belieben in irgendeine nicht umlaufgesicherte Währung, oder Aktien, etc. umtauschen. Alternativ kann man gesetzliche Zahlungsmittel auch einfach möglichst langfristig verleihen.

By |2024-12-21T12:38:01+01:00Dezember 21st, 2024|BLOG, TEASER|0 Comments

Gibt es eine optimale Zinshöhe?

Gibt es eine optimale Zinshöhe?

Der optimale Zins sollte marktgerecht sein. Das heißt dass er sich durch das Angebot und die Nachfrage nach Krediten ergibt. Wenn bei einer schrumpfen Wirtschaftsleistung die Nachfrage nach Krediten sinkt, sollte auch die Verzinsung eines Kredits an einen verlässlichen Schuldner in den negativen Bereich sinken können. Die Verzinsung eines Girokontos müsste noch ein paar Prozentpunkte niedriger sein. Da es für die Banken problematisch ist Geld langfristig zu verleihen, wenn sie das Geld von ihren Anlegern nur kurzfristig geliehen bekommen.

Ein marktgerechter Zins wird verhindert durch die Möglichkeit Bargeld zu horten. Bevor ein Anleger akzeptiert, das er weniger Geld zurück bekommt als er verliehen hat, wird er Bargeld horten, oder sein Geld anders anlegen. In der Hoffnung so noch Gewinne zu machen, die mit Zinsen nicht mehr möglich sind.

Wie erreicht man einen marktgerechten Zins und verhindert negative Begleiterscheinungen?

Dazu sind folgende Maßnahmen nötig:

Das Horten von Bargeld muss verhindert werden. Um das zu erreichen sind verschiedene Maßnahmen möglich. Wenn das Horten von Bargeld nicht möglich ist, schafft der Wettbewerb zwischen den Banken einen marktgerechten Zins auch in den negativen Bereich. Die Verzinsung eines Geldguthabens an einen verlässlichen Schuldner entspricht dann etwa dem BIP-Wachstum.

Eine Flucht in andere Anlagen ist, abgesehen vom Boden im weitesten Sinn, unproblematisch, solange die Anleger selbst das Risiko tragen. Eine unfreiwillige Übernahme der Verluste durch Unbeteiligte, wie z.B. die Steuerzahler, darf es nicht geben. Für die Vermögensverwalter wie Banken, Aktiengesellschaften und Fonds bedeutet das, dass Anlageformen entsprechend dem Risiko getrennt werden und die Anleger über die Risiken informiert werden müssen.

Eine Spekulation mit Boden kann durch die Einführung einer Bodenwertsteuer verhindert werden. Mit Ihr kann Bodenrente teilweise abgeschöpft und für die Allgemeinheit verwendet werden. Die abgeschöpfte Bodenrente könnte alle anderen Steuer ersetzen. Daher nannte der amerikanische Bestsellerautor Henry George (1839 – 1897) die Bodenwertsteuer auch „Single-Tax

Zinsstrukturkurven

By |2024-12-23T11:51:18+01:00Mai 8th, 2024|BLOG, TEASER|0 Comments