Wer zahlt?
Wie in den beiden vorherigen Blogbeiträgen erklärt, würden fast alle Haushalte von dem Vorschlag profitieren Lohnnebenkosten, sowie Lohn- und Einkommensteuer durch eine Bodenwertsteuer und eine Liquiditätsumlage zu ersetzen. Aber wer zahlt dann letztendlich?
Liquiditätsumlage
Nettozahler* der Liquiditätsumlage sind erst mal die Marktteilnehmer, die täglich im Durchschnitt mehr Bar-, Giral-, und Tagesgeld halten als der pro Kopf Durchschnitt im Währungsraum.
Bezogen auf die Eurozone wären das mehr als 30 Tausend € pro Einwohner.
Pro Kopf Geldmenge M1 Eurozone
= Geldmenge M1 : Einwohner Eurozone
= 10.398.104 Mio € : 341,925 Mio Einwohner
= 30.410 €/Einwohner
Wenn, wie im Blogbeitrag „So gut wie keine Verlierer“ beschrieben, die Geldmenge M1 von der EZB auf ein Zehntel reduziert würde, wäre das immer noch mehr als 3.000 €/Einwohner.
Mit einem durchschnittlichen täglichen Girokontostand von mehr als 3.000 € pro Person, sollten fast alle privaten Haushalte der Eurozone in der Lage sein ihre privaten Ausgaben zu zahlen.
Nettozahler wären dann die Marktteilnehmer denen ständig Geld (Liquidität) zufließt. Das wären vor allem erfolgreiche Unternehmen. Diese würden die Belastung durch die Liquiditätsumlage, wie alle Kosten, auf ihre Produkte umlegen.
So würden letztendlich die Endverbraucher die gesamte Liquiditätsumlage zahlen. Also wir alle. Das bedeutet Nettozahler wären schließlich die, die im Währungsraum überdurchschnittlich konsumieren.
In der Eurozone wären das die Einwohner, die mehr als 42.000 € Konsumausgaben pro Jahr haben.
Pro Kopf BIP Eurozone
= Bruttoinlandsprodukt : Einwohner
= 14.380.000 Mio : 341,925 Mio Einwohner
= 42.056 €/c*a
Ein Single müsste entsprechend jeden Tag durchschnittlich mehr als 118 € für Konsum ausgeben, um zu den Nettozahlern der Liquiditätsumlage zu gehören. Eine dreiköpfige Familie mehr als 354 € pro Tag. Also muss ihr Einkommen mindesten 10.700 € pro Monat betragen.
Bodenwertsteuer
Die Bodenwertsteuer zahlt der Eigentümer eines Grundstücks entsprechend ihres Wertes und unabhängig von der Bebauung.
Beispiel:
Für ein 1000 m² großes Grundstück in einer Großstadt mit einem Bodenrichtwert von 1000 €/m² und einer Bodenwertsteuer von 5 % pro Jahr müsste der Eigentümer 50.000 € pro Jahr zahlen.
1000 m² x 1000 €/m² x 5 %/a : 100% = 50.000 € Bodenwertsteuer / Jahr
Diesen Betrag kann er auf die Mieter oder Pächter des Grundstücks umlegen. So zahlt letztendlich der Nutzer des Bodens. Wenn auf dem Grundstück z.B. ein sechsstöckiges Mehrfamilienhaus steht, in dem zwölf Mietparteien in zwölf gleichen Wohnungen wohnen, zahlt jede Mietpartei 4.167 € pro Jahr an Bodenwertsteuer.
50.000 €/a : 12 Mietparteien = 4.167 €/a *Mietpartei
Um heraus zu finden ob man mit der Bodenwertsteuer finanziell gewinnt oder verliert, muss man diese mit dem aktuellen Zahlungen für Lohn- oder Einkommensteuer ins Verhältnis setzen, da diese dann durch die Bodenwertsteuer ersetzt wird. Zusätzlich erhöht sich das Haushaltseinkommen durch die Liquiditätsumlage, entsprechend der Beispielrechnung „Brutto = Netto“ um 8.212,50 € pro Person und Jahr.
Im Blogbeitrag „So gut wie keine Verlierer“ gibt es einige Beispielrechnungen dazu.
Da die Bodenwertsteuer vom Eigentümer auch gezahlt werden muss, wenn ein Grundstück nicht oder kaum genutzt wird, wird der Eigentümer dieses Grundstück vermieten oder verpachten, damit er die Bodenwertsteuer auf die Nutzer umlegen kann. So vergrößert sich das Angebot an nutzbaren Boden, was zu günstigeren Immobilienpreisen führt.
Die Bodenwertsteuer welche die Unternehmen zahlen, legen diese natürlich ebenfalls auf die Preise ihrer Produkte um. Auch hier zahlen dann die Endverbraucher die Bodenwertsteuer, entsprechend wie viel Boden (Bodenwert) sie indirekt Beanspruchen.
Da die Erzeugung von 1 Kg Rindfleisch mindestens 50mal soviel Boden beansprucht wie 1 Kg Kartoffeln, wird z.B. Rindfleisch dann deutlich teurer werden.
Das bedeutet, je größer die persönliche Beanspruchung von Boden**, umso größer die Belastung durch die Bodenwertsteuer für den einzeln Endverbraucher. Auch das hängt stark vom Konsum ab.
Fazit
Nettozahler des Vorschlags „Brutto = Netto“ wäre das reichste Zehntel der Bevölkerung, da nur diese Bevölkerungsgruppe finaziell dauerhaft in der Lage ist überdurchschnittlich zu konsumieren. Den Löwenteil würde jedoch das reichste 1% der Gesamtbevölkerung tragen. Das wäre der Fall weil, dieses reichste 1% durch seinen extremen Konsum maßgeblich für die Übernutzung unserer Lebensgrundlagen verantwortlich sind. So ist z.B. das reichste eine Prozent der Weltbevölkerung für doppelt so viel Klimaschädliche Gase verantwortlich, wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung.
Würde das reichste eine Prozent ihren Lebensstandard reduzieren, sagen wir z.B. auf den aktuellen Durchschnitt der reichsten 20% der Bevölkerung, müsste sich der Rest der Bevölkerung kaum einschränken um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten.
Die Einnahmen aus der Bodenwertsteuer und der Liquiditätsumlage würden sich dadurch kaum ändern, da sich der gesamte Bodenwert und die Geldmenge M1, welche die Grundlage für die Abgaben sind, nur geringfügig ändern würden.
Jedoch würde der Anteil der Nettozahler größer werden, weil die Einkommen der Menschen steigen würden.
* Nettozahler bedeutet, dass ein Einwohner/Haushalt mehr Liquiditätsumlage zahlt, als er durch sie zurückbekommt.
** Gemeint ist der Boden im weitesten Sinn. Also alle knappen natürlichen Ressourcen. Also auch Bodenschätze, Luft als Speicher für schädliche Gase, Wasser.
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