Zukunftsmusik. Bericht aus 2050. Lernen und Wissen

Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“

Mark Twain

Trotz des Zitats von Mark Twain wird in den Berichten aus dem Jahr 2050 erzählt, wie verschiedene Bereiche des Alltags in knapp drei Jahrzehnten aussehen könnten, wenn die vier Einsichten umgesetzt werden.

Es gibt keine Schulpflicht, aber die Gesellschaft hat ein starkes Interesse daran, dass alle Menschen möglichst früh lesen, schreiben und rechnen lernen und wissen wie man sich weiterbildet. Um das zu erreichen wird allen Eltern angeboten, ihre Kinder mindestens einmal pro Jahr, auf Kosten der Gesundheitskasse untersuchen zu lassen. Dabei wird nicht nur untersucht ob die Kinder körperlich gesund sind, sondern auch ob ihre geistigen Fähigkeiten ihrem Alter entsprechen. Ist das nicht der Fall, beraten Fachleute mit den Eltern darüber warum das so ist und was man machen kann um die Kinder besser zu fördern. Wenn Kinder nicht zu dieser Untersuchung erscheinen, wird geprüft was die Ursache dafür ist.

Menschen lernen freiwillig weil sie etwas interessiert und weil sie sich dadurch Vorteile Versprechen, wie etwa einen reizvollen Job. Da die Erfahrung zeigt, dass Menschen am besten lernen, wenn sie es freiwillig tun, gibt es keine Ausbildungen mehr, die mit einem Abschluss enden.

Da man mit dem Grundeinkommen nicht unbedingt auf ein weiteres Einkommen angewiesen ist und es zudem viele Tätigkeiten gibt, mit denen man auch ohne langwierige Ausbildung gutes Geld verdienen kann, besteht nicht mehr die Notwendigkeit dass man eine möglichst gute Ausbildung machen sollte. Tatsächlich finden die meisten Menschen aber irgendwann in ihrem Leben ein Gebiet, dass sie besonders interessiert und über das sie mehr lernen möchten. Durch die geringen Hürden Wissen zu erlangen ist lebenslanges Lernen für viele zum Alltag geworden.

Noten gibt es nicht mehr, aber ein Lebenslauf (CV) kann die Türen öffnen, zu Unternehmen, oder Lehr- und Forschungseinrichtungen. So wie der Lernende frei ist die Einrichtung, oder auch einen Lehrenden zu verlassen, so kann sich auch die Einrichtung sich von dem Lernenden und Lehrenden trennen, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden. So bekommen Lernende leicht die Chance einen Bereich auszuprobieren, da keine Seite ein großes Risiko eingeht.

Ist die Nachfrage nach der Wissensvermittlung in einem bestimmten Gebiet groß, kann es sein, dass die Ausbildung etwas kostet, oder aber der Lernende wird bezahlt, da er oft auch willkommener Mitarbeiter ist, falls es sich um eine berufliche Ausbildung handelt. Generell ist es Sache der Beteiligten gemeinsam die Konditionen der Zusammenarbeit zu verhandeln.

Der Anteil der öffentlichen Ausgaben im Bereich Lehre und Forschung hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert. Allerdings wird das Geld effektiver genutzt, da der Lehrbetrieb weitgehend von dauerhaft unmotivierten Lernenden und Lehrenden befreit ist. Die dadurch frei geworden Mittel sind zum großen Teil in die Forschung geflossen. So können auch Bereiche besser erforscht werden, die keinen kommerziellen Nutzen versprechen oder einen völlig neuen Ansatz verfolgen.

Es gibt keinen Schutz von geistigem Eigentum mehr, wohl aber das Recht auf Anerkennung einer geistigen Leistung. Da das frühere Patent- und Urheberrecht oft genug dem Fortschritt und der Kreativität im Weg stand (z.B. durch Patenttrolle) oder weil es z.B. zu absurden Prozessen führte, in dem es etwa darum ging, ob man ein Musikstück kopiert hat, weil in dem neuen Stück ein paar Takte ähnlich klingen wie ein älteres Musikstück.

Es gibt noch Patente, doch diese sind frei Nutzbar. Es ist natürlich möglich etwas Neues zu entwickeln und zu vermarkten, ohne diese Innovation patentieren zu lassen. Allerdings kann es sein, dass dann später jemand anderes diese Innovation patentieren lässt und der erste Erfinder somit weniger Anerkennung für seine Leistung bekommt.

In der Forschung war die Anerkennung einer geistigen Leistung, durch das zitieren von Veröffentlichungen auch früher schon üblich. In der Kunst steht nun eine Datenbank zur Verfügung in der die Künstler veröffentlichen, welche anderen Kunstwerke sie zu ihrem Werk inspiriert haben. Ist jemand der der Meinung, dass seine Leistung dort ebenfalls als Grundlage für ein neues Kunstwerk gewürdigt werden sollte, kann er eine Eingabe bei der Datenbank machen. Wenn dieses Werk älter und eine Ähnlichkeit vorhanden ist, wird es ebenfalls aufgenommen.

Wie auch in der Forschung bringt häufiges Zitieren der eigenen geistigen Leistung nun auch in der Kunst Renommee, was einen dann wiederum die Türen öffnet zu interessanten Aufgaben und guter Bezahlung.

Die Befürchtung, dass niemand mehr eine geistige Leistung erbringen möchte, wenn es sich nicht am Ende finanziell auszahlt, hat sich nicht bewahrheitet. Neugier und die Anerkennung die man durch eine geistige Leistung erhält, ist mindestens ein ebenso großer Motor für Innovationen, wie die Aussicht auf Gewinn. Wie schon erwähnt, kann man mit geistiger Leistung immer noch gutes Geld verdienen, dass man damit aber extrem reich wird, kommt nicht mehr vor.

In Unternehmen wird kaum noch geforscht. Jedoch wurde auch schon früher die Grundlagenforschung öffentlich finanziert. Da war es nur noch ein kleiner Schritt die gesamte Forschung öffentlich zu finanzieren. Die Forschungsergebnisse sind frei zugänglich. So kommt es zu einem fairen Wettbewerb zwischen Unternehmen, was niedrige Produktpreise für die Verbraucher zur Folge hat.

Das gilt besonders für die medizinische Forschung. Diese wird zum großen Teil durch die Gesundheitskasse finanziert, da diese gut beurteilen kann, in welchen Bereichen weitere Forschung sinnvoll ist, sei es um Krankheiten zu bekämpfen oder die Kosten im Gesundheitsbereich zu senken.