Zukunftsmusik. Bericht aus 2050. Transport und Verkehr

Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“

Mark Twain

Trotz des Zitats von Mark Twain wird in den Berichten aus dem Jahr 2050 erzählt, wie verschiedene Bereiche des Alltags in knapp drei Jahrzehnten aussehen könnten, wenn die vier Einsichten umgesetzt werden.

Es gibt viel weniger Kraftfahrzeuge auf den Straßen. Zum einen weil kaum noch jemand ein eigenes Auto besitzt. Diese sind nicht verboten, aber da durch das Grundeinkommen niemand mehr ein Auto zur Existenzsicherung braucht, auf der anderen Seite das Autofahren noch viel teurer geworden als es ohnehin schon war, verzichteten immer mehr Menschen auf ein Auto und arbeiten nun weniger.

Kostspieliger wurde das Autofahren, weil es keine Subventionierung des Individualverkehrs mehr gibt und weil aufgrund des konsequenten Schutzes unserer Lebensgrundlage, knappe natürliche Ressourcen zunächst deutlich teurer wurden. Später sanken die Preise wieder, weil kein steigender Bedarf nach diesen knappen Ressourcen mehr vorhanden war. Aus dem gleichen Grund werden kaum noch Rohstoffe aus der Erde geholt, weil die riesigen Mengen, die in den Zeiten des ständigen Wirtschaftswachstums gefördert wurden, nun ausreichen um den Bedarf der Menschheit zu decken.

Es gibt auch viel weniger Warentransport als früher. Durch den teuren Transport wird nur noch Ware über lange Strecken transportiert, die nur schwer vor Ort produziert werden kann. Da weniger konsumiert wird, muss ebenfalls deutlich weniger Ware befördert werden. Man findet in Europa also z.B. so gut wie keine Äpfel aus Neuseeland mehr. Es werden auch keine Nordseekrabben mehr zum pullen nach Marokko und zurück gefahren, dass alles ist nun unwirtschaftlich.

Da immer mehr Leute kein eigenes Auto mehr hatten, wollten sie auch nicht mehr die Nachteile die sich durch den Straßenverkehr ergeben ohne weiteres hinnehmen. Alle Verkehrsteilnehmer sind nun gleichberechtigt. Es gibt eigentlich keine Geschwindigkeitsbegrenzung, aber wer theoretisch schneller sein kann, als ein Mensch laufen kann, muss sich mit seiner Geschwindigkeit den langsameren Verkehrsteilnehmern anpassen, ansonsten drohen im Falle eines Unfalls sehr unangenehme Konsequenzen.

Es gibt kein Menschenrecht schnell zu sein. Es gibt aber ein Menschenrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Diese wurden früher durch Straßenverkehr beeinträchtigt. Beeinträchtigt wurde ebenfalls die Menschenwürde, da die langsameren Verkehrsteilnehmer an den (Straßen-) Rand gedrängt wurden. Früher wurden diese Rechtsverletzungen von der Justiz zum Teil billigend in Kauf genommen, da die Menschen zur Existenzsicherung auf eine expandierende Wirtschaft und die damit verbunden Jobs angewiesen waren. Das änderte sich mit der Umsetzung der vier Einsichten. Damit änderte sich auch die Rechtsprechung. Es geht weniger darum Fehler zu bestrafen, denn Fehler machen alle, man kann sie nicht verhindern. Sondern es ging dann darum, dass die Fehler keinen großen Schaden anrichteten. Die Frage bei einer Verhandlung ist also nun, was wäre passiert, wenn alle Unfallbeteiligten etwa gleich klein, gleich leicht und gleich langsam gewesen wären? Wenn zwei Fußgänger zusammenstoßen, weil einer der beiden nicht aufgepasst hat, kommt fast nie ein Beteiligter zu Schaden. Anders sieht es natürlich aus wenn ein Fußgänger und ein Auto zusammenstoßen. Der Fußgänger mag den Unfall verursacht haben, aber es wäre fast kein Schaden entstanden, wenn der Autofahrer Schritttempo gefahren wäre. Diese Praxis der stärkeren Gefährdungshaftung führt zu deutlich höheren Beiträgen für die Haftpflichtversicherungen. Was Autofahren noch unattraktiver macht.

Größere Fahrzeuge, die die meiste Zeit ungenutzt rumstehen, wie das bei Autos früher der Fall war, gibt es fast nicht mehr. Um die hohen Kosten zu amortisieren sind alle Kraftfahrzeuge die schneller als 30 km/h fahren können quasi im Dauereinsatz, wie das früher hauptsächlich bei sehr großen Fahrzeugen wie LKW‘s und Bussen der Fall war. Zudem sind diese Fahrzeuge weitgehend automatisiert, um menschliches Versagen möglichst auszuschließen.

Transport insgesamt findet nun vielfältiger statt. Straßen werden sehr viel weniger gebraucht. Ein wichtige Rolle beim Warentransport im Umkreis von etwa 100 Km spielen Ujos. Häufig werden Ortschaften über eine Seilbahn oder Monorail versorgt die Ujos transportieren können, was wenig Ressourcen erfordert. Autobahnen haben meist nur noch ein oder zwei Fahrstreifen, der Rest wird anders genutzt, z.B. für Windräder. Auch in kleinen Orten sind nun wieder Geschäfte, Kneipen, Handwerker, auch deshalb wird weniger Transport benötigt. Die Leute die auf dem Land leben und aus medizinischen Gründen häufig in eine Stadt müssen, werden von der Gesundheitsversicherung unterstützt, die dem Grundeinkommen finanziert wird. Wodurch jeder Mensch im Krankheits- und Pflegefall abgesichert ist.

Es gibt nun kaum noch Todesfälle im Straßenverkehr und auch die Anzahl der schweren Verletzungen ist stark zurück gegangen. Eltern lassen ihre Kinder unbesorgt auf der Straße spielen. Es gibt kaum noch Verkehrslärm, Luftverschmutzung und Mikroplastik durch Reifenabrieb …. Gereist wird trotzdem noch viel, aber das ist ein eigenes Thema.